2025-01-202025-01-20https://tore.tuhh.de/handle/11420/53331Innovation beschreibt meist die Entdeckung neuer wissenschaftlicher Effekte oder die Entwicklung von Technologien zur Deckung eines neuen Bedarfs. Eine dritte Art der Innovation ist die Exaptation, bei der bestehende Lösungen und Technologien zur Adressierung neuer Probleme umgewidmet werden. Ein Beispiel ist die Entwicklung der endoskopischen Drittventrikulostomie (eine weniger invasive Alternative zu zerebralen Shunts zur Behandlung des obstruktiven Hydrozephalus) durch einen Chirurgen in den frühen 1990er Jahren. Er verwendete zunächst medizinische Geräte aus der Urologie und nutzte sie unter Anwendungen einer neuen Methode, um ein Problem im Bereich der Gehirnchirurgie zu lösen. Wie in diesem Fall sind User, die in einigen Bereichen an etwa 50 % der Innovationen beteiligt sind - und in bestimmten Bereichen wie der Off-Label-Therapie möglicherweise sogar noch mehr -, oft die Quelle von Exaptationen, da sie bestehender Artefakte für neue Zwecke verwenden. Das Projekt zielt darauf ab, die Verbindung zwischen Nutzerinnovation und Exaptation zu erforschen, die in der bestehenden Literatur weitgehend übersehen wurde. Die Forschung wird durch zwei primäre Beobachtungen motiviert: (1) den wesentlichen Beitrag der Exaptation zur Innovation, insbesondere in Sektoren wie der Pharmazie und Medizintechnik, wo ein signifikanter Prozentsatz der Innovationen exaptiv ist, und (2) die erwartete Zunahme der exaptiven Innovation durch die Digitalisierung. Dies unterstreicht, wie wichtig es ist, zu verstehen, wie User durch ihre einzigartigen Erkenntnisse und Anpassungen zum exaptiven Innovationsprozess beitragen. Phase 1 ist darauf ausgerichtet, die Bedingungen, Prozesse und Mechanismen, die der usergetriebenen Exaptation zugrunde liegen, besser zu verstehen. Dieses Arbeitspaket zielt darauf ab, induktiv ein theoretischen Modell der nutzergesteuerten Exaptation und Diffusion auf individueller Prozessebene zu entwickeln. Phase 2 nimmt eine dynamische Sicht auf den Innovationszyklus innerhalb bestimmter Produktkategorien (das heißt medizinischen Felder wie Urologie, Neurologie usw.). Durch Interviews und bezugnehmend auf die Ergebnisse aus Phase 1 werden Propositionen generiert, die das Zusammenspiel zwischen neuen Usertechniken, Produktinnovation und Exaptation in verschiedenen Produktkategorien untersuchen. Ziel ist es, abduktiv zu zeigen, wie und wann Usertechniken Exaptation in bestimmten Feldern auslösen, indem sie bestehende Produkte auf innovative Weise nutzen. In Phase 3 versuchen wir zu verstehen, wie und unter welchen Bedingungen Userwissen exaptive Innovation in Unternehmen beeinflusst. In einer deduktiven Studie wollen wir herausfinden, ob die Zusammenarbeit mit innovativen Usern exaptive Innovation in Unternehmen fördert. In mehreren Hypothesen testen wir den Zusammenhang zwischen der Zusammenarbeit von Usern und Firmen, der Wissensdistanz, der Absorptionsfähigkeit von Unternehmen und der daraus resultierenden exaptiven Innovation.Innovation usually describes the discovery of new scientific effects or the development of technologies to meet a new need. A third type of innovation is exaptation, where existing solutions and technologies are repurposed to address new problems. One example is the development of the endoscopic third ventriculostomy (a less invasive alternative to cerebral shunts for the treatment of obstructive hydrocephalus) by a surgeon in the early 1990s. He initially used medical devices from the field of urology and applied a new method to solve a problem in the field of brain surgery. As in this case, users, who are involved in about 50% of innovation in some fields - and possibly even more in certain fields such as off-label therapy - are often the source of exaptations as they use existing artifacts for new purposes. The project aims to explore the link between user innovation and exaptation, which has been largely overlooked in the existing literature. The research is motivated by two primary observations: (1) the substantial contribution of exaptation to innovation, particularly in sectors such as pharmaceuticals and medical technology, where a significant percentage of innovation is exaptive, and (2) the expected increase in exaptive innovation due to digitalization. This underscores the importance of understanding how users contribute to the exaptive innovation process through their unique insights and adaptations. Phase 1 aims to better understand the conditions, processes and mechanisms underlying user-driven exaptation. This work package aims to inductively develop a theoretical model of user-driven exaptation and diffusion at the individual process level. Phase 2 takes a dynamic view of the innovation cycle within specific product categories (i.e. medical fields such as urology, neurology, etc.). Through interviews and with reference to the results from phase 1, propositions will be generated that examine the interplay between new user techniques, product innovation and exaptation in different product categories. The aim is to show abductively how and when users drive exaptation in therapeutic domains by employing existing products in innovative ways. In phase 3, we try to understand how and under which conditions user knowledge influences exaptive innovation in companies. In a deductive study, we want to find out whether collaboration with innovative users promotes exaptive innovation in companies. In several hypotheses we test the relationship between the collaboration of users and companies, the knowledge distance, the absorptive capacity of companies and the resulting exaptive innovation.Die Rolle von Anwenderinnen für exaptive InnovationThe role of users for exaptive innovation