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Über Grundsätze zur Gestaltung von Simulatorsettings für Forschung und Lehre
Citation Link: https://doi.org/10.15480/882.129
Publikationstyp
Working Paper
Publikationsdatum
2002
Sprache
German
Author
Institut
Ziel dieser konzeptionellen Arbeit ist es, einen Beitrag zur Gestaltung von Simulatorsettings zu leisten. Diese Ansatzpunkte sollen in psychologischer Theorie begründet sein. Eine Leitvorstellung ist dabei der Versuch, das Simulatorsetting so ökologisch valide wie möglich zu inszenieren und dabei die experimentelle Kontrolle nicht nur zu erhalten, sondern sogar noch zu erhöhen. Dann liessen sich im Simulatorsetting Prozesse authentischer und eproduzierbarer induzieren als dies in den meisten anderen Forschungssettings der Fall sein kann. Die Nutzung dieses Potenzials wird aber nur gelingen, wenn die grundlegenden Zusammenhänge und Wirkfaktoren im Simulatorsetting verstanden sind. Die vorliegende Arbeit fußt dabei auf der Grundannahme, dass es neben der Fidelity noch weitere Wirkfaktoren in Simulatorsettings gibt, die über die ökologische Validität für Forschung und Training (mit)entscheiden. Einige dieser Faktoren werden beschrieben - viele bleiben notwendigerweise außer Acht. Als Setzung, die an dieser Stelle nicht in allen Details begründet werden kann, wird weiter davon ausgegangen, dass ein Simulatorsetting dann erfolgreich(er) ist, wenn alle Beteiligten, Trainer, Forscher und Teilnehmer mit ähnlichen Vorstellungen über die Möglichkeiten und Grenzen des Simulatorsettings in diesem agieren, wenn sie also eine eigene, ökologisch valide Simulatorrealität ko-konstruieren. Erfolgreicher könnte hier für den Trainingszusammenhang höhere Motivation oder geringere Widerstände bedeuten. Für die Forschung bedeutet es, handlungsleitende Motive und Ziele besser einschätzen zu können bzw. sie unter solchen Bedingungen erst explizierbar oder wenigstens besser einschätzbar zu machen. Ko-Konstruktion wird hier aus medienpsychologischer Sicht in Anlehnung an Schreier (2001) als das Einvernehmen aller Beteiligten bezüglich ihrer Antizipationen von Möglichkeiten und Grenzen des Simulatorsettings sowie das Einvernehmen bezüglich der eigenen (Handlungs-)Beiträge zu seinem Gelingen verstanden. Als Folge sollte etwa den Beteiligten klar sein, wo sie über Lücken in der Realitätstreue des Settings hinwegsehen müssen, um dessen Funktionieren aufrecht zu erhalten. Bricht die Ko-Konstruktion zusammen, so agieren die Beteiligten mit unterschiedlichen Vorstellungen und Ansprüchen im Setting. Hieraus ergeben sich, wie zahlreiche unserer Beobachtungen belegen, leicht Frustrationen und Ärger. Es wird fraglich(er), welche situativen Aspekte für die Beteiligten im Simulatorsetting handlungsleitend waren, die experimentelle Kontrolle nimmt ab. Möglicherweise wird die Zusammenarbeit (innerlich) auch gänzlich gekündigt. Es sei betont, dass die Sinnhaftigkeit von bewusst zerstörter Ko-Konstruktion nicht grundsätzlich in Frage gestellt wird, um etwa Provokationen gezielt zu verwenden, die für die Reflexion nutzbar gemacht werden sollen. Um aber solche Effekte gezielt nutzen zu können, bedarf es zunächst des Wissens um den Aufbau von Ko-Konstruktion im Simulatorsetting. Mit diesem Wissen gewinnen Trainer und Forscher Möglichkeiten, die experimentellen Potenziale bei Aufrechterhaltung der ökologischen Validität von Simulatorsettings besser auszuschöpfen, und sei es, in dem sie die gesetzten Konventionen bewusst verletzen. Es gilt dabei für die Ko-Konstruktion relevante Faktoren und Konventionen des Simulatorsettings zu finden und letztlich einer begründeten Manipulation (Salas, Bowers & Rhodenizer 1998) zugänglich zu machen.
Schlagworte
Simulatorsetting
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